SATTELGRUND
417 Jahre
Der kleine Weiler Sattelgrund liegt im Tettautal im Frankenwald und ist heute ein Ortsteil der Marktgemeinde 96355 Tettau in Oberfranken (Landkreis Kronach). Der Tettaufluss bildet die Orts und Landesgrenze zu Thüringen. Der Ortsmittelpunkt und drei Häuser von Sattelgrund waren auf thüring. Boden gelegen, auch das Schottn-Wirtshaus mit Turnsaal und dem Felsenkeller.
Ursprünglich wurde Sattelgrund nur als "Der Untere Hammer" bezeichnet. Den heutigen Ortsnamen erhielt der Ort erst später. Namensgeber war der nahe Sattelpass -"wo die Heeres- und Handelsstraße von Nürnberg nach Leipzig über den Sattelgrund führte".
Der "Untere Hammer im Sattelgrund" wird als Hammerwerk und Eisenhammer von Hann߸ Stauch aus Effelder/Thür. neu errichtet. Standort: "wo das Wasser des Sattelbachs in die Tettau fließt"! Dieser Eisenhammer produzierte fast 150 Jahre bis zum Ableben der Hammerschmiedsfamilie Stauch und überstand dabei die Wirren des 30jährigen Krieges mit Zerstörung und Wiederaufbau.
1604
1748
das Hammerwerk wird als Mal- und Ölmühle weitergeführt von Oberförster Joh. Christof Reitz
erwirbt der Müller Hermann Fick aus Bayreuth das Anwesen und betreibt darauf eine Getreidemühle. Die Fam. Fick befand sich ununterbrochen bis zu ihrem Aussterben im Jahre 1927 im Besitz dieses Anwesens. (bis dahin "Fickenmühle")
1765
1794
erfolgt der Bau einer weiteren Mühle im Sattelgrund: Die "Untere Mühle" -genannt die Massemühle wurde errichtet, um die neu angesiedelte Porzellanindustrie in Tettau mit dem entsprechenden Rohstoff zu versorgen.
Das Amt Lauenstein (und damit Sattelgrund) wird bayrisch
1804
1871
Sattelgrund hat noch 4 Einwohner und 7 Rindviecher (große Armut im Frankenwald)
Sattelgrund wird Bahnstation an der Bahnlinie Pressig - Tettau
1903
1921
Fahnenweihe des Turnvereins Sattelgrund
Ernst Löffler, genannt der "Preuß" übernimmt die Getreidemühle und führt diese weiter
1927
1932
die "Untere Mühle" wird zum Stammsitz der Holzwarenfabrik Gebrüder Rebhan - (rebhan-holzverpackungen.de)
Sattelgrund unter Granaten-Beschuss der Amerikaner - die Einwohner finden Schutz im Felsenkeller
1945
1951
die Zonengrenze entsteht und teilt Sattelgrund in zwei Ortsteile, die Bahnlinie Pressig-Tettau wird geschlossen und alle Sattelgrunder Einwohner auf thüring. Boden verlassen Ihre Häuser und flüchten in den Westen
Sattelgrund durch "ostzonale Maßnahmen" ohne Wasser ! (der Brunnen "Hohe Stiege" liegt am Sattelberg in Thüringen
1952
1955
eine weitere Holzwarenfabrik, die Firma Refra-Holzwaren wird gegründet (bis 1997)
die alte Massemühle, Produktionsstätte der Gebrüder Rebhan brennt vollständig ab
1960
1962
alle Häuser auf thür. Boden, darunter der Ortsmittelpunkt mit dem Schottn-Wirtshaus werden von der DDR-Volksarmee abgerissen. Einwohner von Sattelgrund können vorher die historische Fahne aus dem Vereinslokal retten.
die Getreidemühle mit Anwesen wird von der Fam. Lorenz aus Berlin gekauft
1986
1989
durch die Grenzöffnung erhalten die Sattelgrunder Ihr Hinterland mit dem Ortsmittelpunkt zurück. Das urwaltähnliche Gelände wird gerodet und ist heute wieder Mittelpunkt.
die Firma Rakä-Plast erwirbt die Gebäude der Refra-Holzwarenfabrik und beginnt mit der Produktion von Kunststoffbehältern
2000
2006
am 18.01.2006 findet das "1. Bayrisch-Thüringische Schlittenrennen" auf der Hohen Stiege statt.
am 20.06. feiern alle Sattelgrunder mit Gästen beim Johanni-Feuer das 400-jährige Ortsjubiläum
2008
HEUTE
Die ehemalige extreme Randlage, der Abriss Ihres thüring. Ortsteils und die mörderischen Zonengrenze fast 40 Jahre vor Augen, sind heute fast vergessen. Nur die Ruinen des alten Felsenkellers bezeugen die leidvolle Geschichte der letzten 40 Jahre. Sattelgrund hat heute 42 Einwohner und die beiden Firmen im Ort beschäftigen heute wieder 80 Mitarbeiter, auch wieder aus den Nachbarorten Neuenbau und Judenbach in Thüringen. Der alte Festplatz lebt wieder auf, als Treffpunkt der Bürger bei der Kellerhütte, beim Sonnwendfeuer, und als Ziel beim Schlittenrennen mit der Schneebar.

Das kleine Sattelgrund ist von der Gründung bis heute ein Industriestandort geblieben und kann als die Keimzelle der Industrie im Tettauer Winkel bezeichnet werden. Der Sohn des Sattelgrunder Hammermeisters Stauch gründete 1642 den "Oberen Hammer" (heute Alexanderhütte mit Gerresheimer-Glas), dessen Schwager Hannß Heintz war dann 1661 ein Mitbegründer der Kleintettauer Glashütte, heute Heinz-Glas.

* Quellen: Amt Lauenstein, Geschlechterbuch des Prof. Heinz, Urkundliche Geschichte d. Gemeinde Langenau (Silbermann 1959), Archiv der Marktgemeinde Tettau